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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

Wolterskämpen

Einem Bauern aus Marienhagen mit dem Namen Wolter lief eines Tages sein Kampe (männliches Schwein) davon und verschwand im Wald. Die Knechte des Bauern suchten das Schwein, doch sie konnten es nicht finden. Eines Tages ritt der Bauer zur Jagd. Er hatte die Angewohnheit, immer sein gesamtes Vermögen bei sich zu tragen. Als er durch den Wald ritt, lief ihm auf einmal sein Schwein über den Weg. Schnell eilte er diesem nach. An einem Morast holte er es ein. Jedoch übersah er den Morast und versank. Man hat nie wieder etwas vom Bauern Wolter gehört. Seitdem nennt man die Stelle „Wolterskampen“. Schatzgräber sollen hier oft nach dem mit dem Bauern versunkenen Geld gesucht haben. Bis zum heutigen Tag wurde es nicht gefunden.

Der Heilbrink

An der heutigen B 240, einem uralten Verkehrsweg, lag das Dorf Dorhagen. In dem Dorf wurde eine Kapelle gebaut, in der eines Tages ein Marienbild aufgestellt wurde. Dies wurde nach einigen Jahren „Maria im Hag“ genannt. Der Name des Ortes Dorhagen wurde sodann in Marienhagen umgeändert. Das Marienbild sollte angeblich Wunder bewirken, und so wurde Marienhagen schnell zu einem Wallfahrtsort. Viele Pilger kamen von weither, um das Bild zu sehen. Da sie den Weg nicht an einem Tag schaffen konnten, legten viele einen Zwischenstopp in dem Nachbarort Dunsen ein. Schon am frühen Morgen legten die Pilger ihre Pilgergewänder an und begannen den Anstieg des steilen Brinks, der sich direkt hinter Dunsen erhebt. Schon von der Anhöhe aus konnten sie die Kirche, in der das Marienbild aufbewahrt wurde, sehen und brachen in Heilrufe aus. Aufgrund dieser Heilrufe wurde die Anhöhe bald „Heilbrink“ genannt.

Plattdeutsche Geschichten von Wilhelm Bruns, Chronik S.99-142

Der Malermeister Wilhelm Bruns aus Marienhagen war ein begnadeter Erzähler von Geschichten in plattdeutscher Mundart. Über viele Jahre wurden seine Geschichten regelmäßig in der Zeitung „Kehrwieder am Sonntag“ abgedruckt. Die vollständige Sammlung der Geschichten, in denen sich Bruns an viele Begebenheiten seines Heimatdorfes erinnert, ist in der Chronik von Jens Fütterer abgedruckt.


Schriftgut und Überliefertes

Fütterer, Jens, Chronik der Gemeinde Marienhagen, 2021

Irgendwann hat den in Marienhagen geborenen Jens Fütterer das Interesse an seinem Heimatort gepackt. Ergebnis seiner Nachforschungen ist die 2021 veröffentlichte und sehr informative Ortschronik Marienhagens.


Berühmte Persönlichkeiten

Friedrich Rogge, Gründer des Kalkwerks

Der 1850 in Marienhagen geborene Maurer Friedrich Rogge erkannte schon als junger Mann, dass mit dem in den Steinbrüchen um Marienhagen gewonnenen und qualitativ guten Kalkstein nach Ende des Krieges 1870/71 sicheres Geld zu erwirtschaften war. Zur Zeit der sich entwickelnden Industrialisierung gewann Kalk zunehmend an Bedeutung und Rogge fasste den Plan, in Marienhagen ein Kalkwerk zu gründen. Er konnte den damaligen Gemeindevorsteher Wekel, der später sein Schwiegervater wurde, schnell von seinen Ideen überzeugen. Was als „Vier-Mann-Betrieb“ und mit nur zwei Öfen im Jahre 1872 begann, entwickelte sich in der Folgezeit zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Kalkwerk mit modernen Ringöfen, verschiedenen Werkshallen, in denen das gebrochene Gestein weiterverarbeitet wurde und einer eigenen Bahnlinie zu einer Verladestation in Banteln, über die der Abtransport von Kalkstein und Kalk und die Zulieferung von Kohle lief.

Nach dem frühen Tod von Friedrich Rogge wurde das Kalkwerk, wenn auch mit Unterbrechungen während der beiden Weltkriege, von den Peiner Walzwerken und später von der Ilseder Hütte erfolgreich weitergeführt, bis diese ihr Stahlverarbeitungsverfahren umstellte und als Hauptabnehmer fortan keinen Kalk mehr verwendete. 1961 kam schließlich das Ende des Marienhagener Kalkbetriebes.

Eine ausführliche Darstellung der Geschichte und Entwicklung des Marienhagener Kalkwerks findet man in der Chronik Marienhagens .

Spuren von Rogges Kalkwerk sind jedoch noch bis heute über den Ort verteilt zu finden und die vier stillgelegten Steinbrüche Marienhagens werden, zum Teil renaturiert, noch vielen nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.


Das gibt's so nur bei uns

Familienbad

Zu finden: Förstergasse 4a

Auf ihr schon 1966 eingeweihtes Freibad sind die Marienhagener zur recht stolz! Nach der Schließung des Kalkwerkes und dem Rückbau der dazu gehörenden Betriebsanlagen lag ein umfangreiches Gelände brach, auf dem man bald ein familienfreundliches Bad mit großem Becken mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, einem Kinderbecken und einem gepflegten Sanitärbereich anlegte. Attraktion des Familienbades ist eine 35 m lange gelbe Kurvenrutsche. Rund um die Becken liegen die große Liegewiese und ein Kinderspielplatz. Über einen Kiosk sind Speisen und Getränke erhältlich. Zum Bad gehörten außerdem ein Beachvolleyballfeld und Tischtennisplatten.

Anfang der 90er Jahre musste das Familienbad umfangreich renoviert werden und zu diesem Zweck wurde eigens ein Förderverein gegründet. Mit großem Engagement und durch die Unterstützung von ortsansässiger Politik, Verwaltung und Verein konnte die Renovierung erfolgreich umgesetzt und die Finanzierung durch Zuschüsse von Bund, Kreis und Sportbund sowie großzügige Spenden sichergestellt werden.

1994 wurde das Bad neu eröffnet und ist längst auch über die Dorfgrenzen hinaus für sein tolles Schwimm-, Bade- und Spielangebot bekannt und beliebt.  Zu den sommerlichen Highlights gehört die Poolparty, zu der zum Beispiel ein schon traditioneller Cocktailstand gehört.

Bis heute lebt der Betrieb des Freibades außerdem vom ehrenamtlichen Einsatz vieler Fördervereinsmitglieder, die sich auch um die Pflege der gesamten Anlage und die Schwimmausbildung kümmern.

Öffnungszeiten außerhalb der Ferien:
montags bis freitags von 14:30 bis 19:00 Uhr; samstags, sonntags und an Feiertagen von 10:00 bis 19:00 Uhr

Öffnungszeiten in den Sommerferien:
täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr

Bei Regenwetter und/oder Luft- & Wassertemperaturen unter 18° C bleibt das Bad geschlossen.

Aktuelle Eintrittspreise und ein Veranstaltungskalender sind zu finden unter www.familienbad-marienhagen.de

Eine Kegelbahn im Wald

Eine Kegelbahn im Wald? Zugegeben – echte Kegelfreunde werden etwas Anderes erwarten, wenn sie diesen Begriff hören. Mit der Marienhagener Kegelbahn ist ein langer und schnurgerade verlaufender Weg gemeint, der an einer niedrigen Rundmauer (heute mit roter Sitzbank) endet. Die Kegelbahn wurde im Jahre 1901 – die Jahreszahl in einem kleinen Sandstein am Wegesrand erinnert an ihre Entstehung – vom Kalkwerk als Erholungsstätte eingerichtet.

In seiner Marienhagener Chronik erzählt Jens Fütterer Genaueres:

„Die Anlage bestand aus einer Naturkegelbahn und einer kleinen Hütte für Feiern. Eine Zeitlang stand hier auch das Denkmal von Friedrich Rogge, dem Kalkwerkgründer. Die Kegel standen vor einem kleinen Wall aus Bruchsteinen. Die Kinder des Ortes konnten sich ein paar Groschen verdienen, wenn sie die Kegel wieder aufbauten ... die Kegelbahn (war) allerdings nicht unbedingt für die Allgemeinheit angelegt worden, sondern eher für die höheren Angestellten und Beamte des Kalkwerks.“ Unterhalb der Kegelbahn befand sich ein Erdgewölbe, in dem Eis zur Kühlung von Getränken eingelagert werden konnte, weshalb es in Marienhagen auch als „Bierkeller“ bekannt war. „Angeblich sollte ein Geheimgang vom Bierkeller bis zur Villa von Friedrich Rogge ... bestehen. Beweise dafür gibt es jedoch nicht.“


Spuren von historischen Produktionsstätten

Lokschuppen

Zu finden: Zum Kummerbrink

Neben den schon erwähnten Wohn-und Verwaltungsgebäuden findet man in und um Marienhagen weitere Spuren des Kalkwerkes, das dem Ort im 19. und 20. Jh. zu wirtschaftlichem Aufschwung verhalf. So liegt an der Straße Zum Kummerbrink ein 1901 entstandener Lokschuppen, der zwanzig Jahre später noch durch einen Anbau erweitert wurde. An diesem führten unmittelbar die Schienen der später entfernten Werksbahn vorbei. 

Knackergebäude

Zu finden: Zum Kummerbrink

Wenige Schritte weiter erreicht man ein ehemals als  Knacker bezeichnetes Werksgebäude, in dem Gesteinsmaterial zerkleinert und das später in ein Betonwerk umgewandelt wurde.

Das gesamte Gelände befindet sich heute in Privatbesitz. In den zum Werksgebäude  gehörenden Nebengebäuden sind in den vergangenen Jahren fünf Wohneinheiten entstanden. Die derzeitig umfangreiche Baustelle lässt nicht erahnen, das sich hier auch ein Kulturzentrum befindet. Der gemeinnützige Verein „Betonwerk e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt, an dieser Stelle kulturelle und insbesondere musikalische Angebote zu fördern und richtete Teile der Räumlichkeiten für Veranstaltungen her. Viele Bands hatten in den vergangenen Jahren bereits Gelegenheit zu Auftritten vor begeistertem Publikum aus dem Raum Duingen und darüber hinaus.

Brecher- und Sortiergebäude, später Hotel

Zu finden: Berliner Straße 18

In der Nähe der Werksarbeitersiedlung „Rodeland“ steht noch immer das große Gebäude der ehemaligen Brecher- und Sortieranlage des Kalkwerkes, das 1946 in Betrieb genommen wurde. Das aus den Brüchen geförderte Gestein wurde mit Hilfe von Loren in das Brecher- und Knackergebäude befördert, wo es zerkleinert und anschließend über ein Förderband in die Sortier- und Siebanlage transportiert wurde. In dem großen Gebäude der ehemaligen Sortieranlage entstand nach Schließung des Kalkwerkes das „Berghotel“, dass heute jedoch nicht mehr in Betrieb ist.

Tunnel

Zu finden: abseits der Hauptstraße

Wer Marienhagen  näher erkundet, wird auf dem Gelände von Wohngebäuden (Hauptstr. 112/114) noch den Doppeltunnel zu Steinbruch 3 entdecken. Der Zugang befindet sich heute jedoch auf Privatgrund und der Zutritt ist daher nicht erlaubt.

Steinbrüche

Die vier heute stillgelegten Steinbrüche kann man aber zu Fuß gut erreichen. Hierzu nutzt man am besten den Pottlandweg 3, der im Ort ausgeschildert ist.